· 

Der Buchladen am Markt... ist ein Traum

Update: Ab Montag, dem 20. April haben alle Geschäfte in Offenbach wieder geöffnet. Sie können beim BAM wieder vor Ort einkaufen oder Bücher abholen. Die Lieferung der Bücher ist  jedoch auch weiter per Bote möglich.

Vor fast genau acht Jahren – am 1. April 2012 – hat Andrea Tuscher den 1993 gegründeten Buchladen am Markt mit seinen rund 90 m² in OF übernommen. Eine eigene Buchhandlung, das „war schon immer mein Traum“, beschrieb sie es im Gespräch mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Den Traum hat sie seither mit viel Kreativität, Kundennähe, spannenden Literaturveranstaltungen und einem tollen Team verwirklicht und damit allen Offenbacher*innen einen Buch- & Kulturort im Zentrum der

Stadt geschenkt.

 

Daneben engagieren sich die BAM-Chefin & ihr Team aber auch in Sachen Ausbildung – gerade vor Kurzem hat sie ihre Auszubildende nach erfolgreicher Abschlussprüfung ins BAM-Team fest übernommen – oder im Bereich Leseförderung & Vorlesewettbewerbe der Stadt. Und auch beim Vernetzten und Unterstützen anderer Kulturschaffender in OF ist sie immer dabei. Der BAM ist ein Ort, an dem sich viele Wege kreuzen …

Für mich persönlich war der BAM eine der ersten Koordinaten in der neuen Stadt, als wir vor Jahren glücklich mit einer festen Anschrift hier

gelandet waren – und ist es bis heute für mich geblieben, als Autorin und als Kundin. Der BAM gehört zu OF wie der Wochenmarkt und die Kickers, wie die vielen internationalen Restaurants und Bistros, wie das Lichterfest, die Apfelblüten im

Wetterpark und der Sonnenuntergang am Mainufer. Der BAM ist ein Ort, an dem Kunden, Schüler, Kulturschaffende und auch Autoren eben nicht nur einen tollen Buchladen mit besonderem Sortiment und wunderbarer individueller Beratung

finden, sondern auch einen Anlaufpunkt. Andrea

Tuscher ist mit ihrem Traum eine Erfolgsgeschichte gelungen. Leider muss in Corona-Zeiten auch BAM große finanzielle Einschränkungen hinnehmen.

Buchläden & Apotheken

 

Der französische Schriftsteller Philippe Djian hat einmal geschrieben: „Wenn es mir schlecht geht, ich mich nicht wohlfühle, dann geh ich zu meiner Buchhandlung.“ Mit einer Tüte voller Bücher verließ er den Laden dann und versuchte zu Hause lesend wieder mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. Buchläden seien für eine Gesellschaft genauso notwendig und wohltuend wie etwa Apotheken, erklärte er auf Nachfrage im Interview und ergänzte: „Buchhandlungen und Bücher helfen einem immer weiter …“ Das trifft so auch absolut auf den Offenbacher Buchladen am Markt zu.

Wir haben mit dem BAM über seine aktuelle Situation gesprochen.

 

In welcher Situation/Lage wart ihr vor der Corona-Warnung?

In einer guten. Wir haben seit Jahren Kundenzuwachs, unser Sortiment wird sehr gut angenommen, wir konnten viele junge Büchergildemitglieder werben, wir sind sehr gut vernetzt im Kulturbetrieb.

Welche Pläne hattet ihr, mit welcher Entwicklung hattet ihr gerechnet?

 

Wir haben, wie immer, viele Veranstaltungen geplant, u. a. zum Welttag des Buches und zu Frankfurt liest ein Buch. Die Entwicklung ist seit Jahren positiv und wir hatten gehofft, daran anknüpfen zu können. Um das zu gewährleisten, habe ich im Februar meine Auszubildende übernommen und im März zusätzlich noch eine neue Mitarbeiterin eingestellt (beide auf 30-Stunden-Basis).

 

Was waren die ersten Auswirkungen der Corona-Krise bei euch?

 

Bis zur Schließung der Einzelhandelsgeschäfte hatten wir keine Probleme. Es lief in den letzten Tagen sogar besser, da sich einige Kunden mit Büchern eingedeckt haben und uns unterstützen wollten.

 

Gibt es Probleme mit Lieferanten oder beim Einkauf für euer Geschäft?

 

Bisher noch nicht. Wir werden allerdings nicht mehr jeden Tag beliefert,

sondern nur noch Di.–Sa.

Wie verhalten sich eure Kunden/Auftraggeber?

 

Unsere Kunden sind super! Sie bestellen online, rufen an, lassen sich die Bücher bringen oder zusenden. Ein Kunde wollte sogar eine Gutscheinaktion ins Leben rufen, damit wir nicht aufhören müssen, andere bestellen aus ganz

Deutschland, weil sie vor ihren Umzügen aus Offenbach so gerne zu uns gekommen sind und wollen, dass es uns weiterhin gibt.

Bei meinen Rechnungskunden habe ich größere Probleme. Ich beliefere viele Seminare, Bibliotheken und größere Unternehmen, die bestellen zurzeit verständlicherweise nicht, da entweder alle Seminare abgesagt sind oder die Unternehmen geschlossen sind. Das ist für mich finanziell ein Problem.

 

Welche Konsequenzen musstet ihr bisher ziehen?

 

Wir arbeiten mit weniger Mitarbeitern. Es werden gerade alle Überstunden und Resturlaube abgebaut.

 

Habt ihr einen Notfallplan, könnt ihr euer Geschäft der Situation anpassen?

 

Nicht wirklich. Unser Buchladen lebt vom direkten Kontakt mit den Kunden. Unser großes Plus ist die Beratung im Laden, durch die wir natürlich auch viele Zusatzverkäufe generieren können. Jetzt bestellen die Kunden nur gezielt, was sie wollen, und werden nicht durch unsere Beratung, die Warenpräsentation und die Atmosphäre im Laden angeregt. Dies können wir online und am Telefon nur

bedingt leisten. Wir wollen kein Versandhändler sein, sondern den direkten Kontakt pflegen. Dafür „lieben“ uns unsere Kunden, das kann kein Versandhändler bieten. Wir sind an Markttagen so was wie der Marktplatz ;-), es wird geredet, gekauft, getratscht, gelacht … das geht online nicht!

 

Habt ihr ein spezielles, brennendes Problem, für das ihr Hilfe braucht?

 

Super wäre es, wenn ich weniger Miete bezahlen müsste und eine Zwischenfinanzierung für mein

„desolates“ Konto hätte. Ich würde gerne alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen behalten, da ich mir sicher bin, dass unsere Kunden danach wieder zu uns kommen werden und wir dann hoffentlich alle Hände voll zu tun haben … Kurzarbeit kommt

für mich nicht in Frage, das wäre bei den Gehältern, die im Einzelhandel gezahlt werden, prekär für meine Leute.

 

Wie lange könnt ihr durchhalten?

 

Das hängt ganz davon ab, wie die Auftragslage weiterhin ist. Bei uns (und in vielen anderen Buchhandlungen) ist es so, dass wir bis zum

Schulbuchgeschäft bzw. Herbst drauflegen und wenn es gut läuft, gerade unsere Betriebskosten decken. Dies wird in diesem Jahr nicht der Fall sein. Ich werde spätestens im April einen Kredit beantragen müssen.

Was würde euch am meisten helfen?

 

Ein zinsloses Darlehen oder die Übernahme der Betriebskosten für die nächsten 2–3 Monate.

 

Was würdet ihr euch wünschen, wenn sich die Situation wieder entspannen wird?

 

Dass wir mit allen unseren Kunden mit Sekt anstoßen und viele tolle Gespräche über die Bücher führen, die sie während der Krise gelesen haben.

 

Könnt ihr der Krise etwas Positives abgewinnen?

 

Ehrlich gesagt nein.

 

Unterstützt das BAM und haltet dem Buchladen die Treue:

 

Bestellt Bücher, Geschenkgutscheine, Hörspiele, Postkarten oder CDs im Buchladen am Markt!

 

Montag–Freitag sind wir von 9 bis 17 Uhr telefonisch und per Mail für euch da und Samstag von 9 bis 14 Uhr. In diesen Zeiten könnt ihr auch eure Bücher bei uns abholen. In unserem Online-Shop könnt ihr rund um die

Uhr bestellen!

 

Auslieferung:

 

auf postalischem Weg. Außerdem liefert der BAM-Bote im 2-tägigen Rhythmus an euch aus. Für beide Liefervarianten müssen wir euch, um halbwegs kostendeckend zu arbeiten, leider eine kleine Gebühr berechnen. Alternativ könnt ihr eure Bestellung auch, nach Rücksprache, bei uns am Hoftor abholen. (Der vorgeschriebene Mindestabstand ist gewährleistet!) So spart ihr die Liefer- oder Versandgebühren.

 

info@buchladenammarkt.de

bam – Buchladen am Markt

Wilhelmsplatz 12

63065 Offenbach am Main

Telefon 069 – 88 33 33

Fax 069 – 88 50 40

 

Das Team vom Buchladen am Markt ist für euch da:

Andrea Tuscher, Annette Pitz, Katharina Albert, Laura Sauer, Andreas

Schaffer, Christine Zimmermann

 

I.T.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Brigitte Giani (Donnerstag, 02 April 2020 19:09)

    Früher hatten Buchläden auch noch einen ganz gewissen Duft. In der Weihnachtszeit ging unser Vater mit uns in die Sortimentsbuchhandlung des Bärenreiter-Verlages (Kassel), um Buchgeschenke zu kaufen.. Das war für mich der Höhepunkt der Weihnachtszeit Später als Lehrling war ich dann nicht so glücklich mehr, wenn z.B. der Chef seine Launen zeigte. Aber die Sortimenterlehre habe trotzdem gemacht.

  • #2

    Siegfried Bäuerle-Keßler (Donnerstag, 02 April 2020)

    Dieser Buchladen ist ein Kleinod! Die Schaufenster sind die totale Verführung pur! Das Personal freundlich, kompetent und nicht aufgesetzt....
    Bitte so weiter.
    Berry Blue